© Museum für Völkerkunde Hamburg, Brigitte Saal

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Die sogenannten Benin-Bronzen gehören zu den spektakulärsten Kunstobjekten aus dem vorkolonialen Afrika und sind seit 1897 auf der ganzen Welt verstreut. Ein Team um Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Professor für die Geschichte Afrikas am Historischen Seminar der Universität Hamburg, wird nun in einem neuen Forschungsprojekt untersuchen, wie genau die Bronzen in den internationalen (Kunst-)Handel gelangten und von welchen Strukturen und Netzwerken sie vertrieben wurden. Die Gerda-Henkel-Stiftung fördert das Projekt mit insgesamt 274.000 Euro.

Geplant ist unter anderem, dass drei Promovierende in einer nigerianisch-deutschen Kooperation den Wegen und Strukturen auf den Grund gehen, auf denen die „Benin-Bronzen“ ihren Weg in die großen Museen Europas und Nordamerikas fanden. Die „Benin-Bronzen“ stehen dabei für kolonialen (Kunst-)Raub im globalen Maßstab. 1897 plünderten britische Kolonialtruppen in einer „Strafexpedition“ den Königspalast von Benin City im heutigen Nigeria und gliederten das bis dahin unabhängige Edo-Königreich Benin dem britischen Kolonialreich an. Zur Kriegsbeute zählten ca. 4000 wertvolle Bronzegüsse – unter anderem Skulpturen von Herrscherinnen und Herrschern sowie Relief-Platten –, die dadurch in alle Welt verstreut wurden.

© Museum für Völkerkunde Hamburg, Brigitte Saal

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Die Bronzen sind auch deshalb besonders, da sie zu einer Neubewertung afrikanischer Kunst führten. „Sie sind so ästhetisch und eindrucksvoll, dass europäische Kunstkritiker es zunächst gar nicht für möglich hielten, dass Afrikaner, die sich angeblich nur auf Kunsthandwerk verstanden, derartige Kunstwerke geschaffen hätten“, erklärt Prof. Zimmerer, Leiter der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“, die Bedeutung der Forschungsobjekte.

Rund 100 Bronzen landeten damals wohl auch in Hamburg; heute haben das Museum für Völkerkunde und das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg noch einige der Werke in ihrem Besitz. Das Projekt eröffnet nun die Möglichkeit zu einer Zusammenarbeit mit diesen beiden Einrichtungen. „Ich freue mich, dass das Thema der kolonialen Provenienz ernst genommen wird, und dass sich Hamburg zu einem der Zentren für deren Erforschung etabliert“, so Zimmerer. Das neue Projekt ist neben einer im April gestarteten Kooperation mit dem Überseemuseum Bremen zur dortigen kolonialen Sammlung bereits das zweite große Vorhaben zur Provenienzforschung unter seiner Ägide.