„Ovizire Somgu: Von woher sprechen wir?“ ist ein laufendes Kunst- und Geschichtsprojekt, das aus einer kreativen Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und Historiker*innen in Namibia und Deutschland in den Jahren 2018 und 2019 entstanden ist. Das Projekt konzentrierte sich auf ein im Museum am Rothenbaum (MARKK) in Hamburg befindliches koloniales Fotoarchiv, das von deutschen Wissenschaftlern, Siedlern, Händlern und Militärangehörigen während der Kolonialzeit in Namibia (1884-1915) eingerichtet und zusammengestellt wurde. Als ein Ergebnis der erwähnten Zusammenarbeit wurden Kunstwerke geschaffen, welche die Vielschichtigkeit der verflochtenen deutschen und namibischen Geschichte in den Blick nehmen. Diese wurden in drei aufeinanderfolgenden Ausstellungen in Hamburg und Windhoek gezeigt. Das Ziel war, einen Ort für Solidarität, Heilung und Widerstand sowie einen Freiraum zu schaffen, um die Vergangenheit durch Forschung und interdisziplinäre künstlerische Arbeit neu zu deuten.    

Abgeleitet von seinem Titel „Ovizire“, ein Wort aus der Sprache Otjiherero und „Somgu“ in Khoekhoegowab, was in der Alltagssprache als „Schatten“ oder „Aura“ übersetzt werden kann, reagiert dieses Projekt auf das koloniale Fotoarchiv und sein schmerzhaftes Erbe. Einige Methoden schließen die Befragung von Machträumen, den kolonialen Blick und den daraus folgenden Darstellungen ein und stellen das ungleiche Gedenken an den Völkermord an den Herero und Nama (1904-1908) infrage.  

Die jüngste Phase dieses von FWDWS durchgeführten Projekts bezieht transhistorische Bildungsworkshops mit Jugendlichen aus den namibischen Regionen //Kharas, Omaheke und Otjozondjupa mit ein. Diese Workshops wurden entwickelt, um künstlerische Erkundungen der kolonialen Vergangenheit und einer entkolonisierten Zukunft Namibias zu ermöglichen.  Die grundlegende Idee dieser Workshops war es, Community-Dialoge und Ausdrucksweisen hinsichtlich des kolonialen Erbes, der kolonialen Fotoarchive, des generationen-übergreifenden Gesprächs, der wiedergutmachenden Gerechtigkeit, der vielschichtig ausgerichteten Erinnerung und der Identitätspolitik in Namibia sowie weiteren Themen anzuregen.

Die Workshops hatten eine Reihe von gezeichneten, gemalten und geschriebenen Reaktionen als Ergebnisse, von denen viele hier zu sehen sind. Diese Beiträge sind begleitet von Illustrationen einer multidisziplinären Gruppe von Künstler*innen, darunter Fotograf*innen, Dichter*innen, Performer*innen, Bildhauer*innen, Maler*innen und Installationskünstler*innen. Die Ausstellung bestand aus zwei Teilen, der erste als Präsenzversion beim Frans Nambinga Arts Training Centre in Havana, Windhoek und danach als Onlineausstellung präsentiert durch StArt Art Gallery. Der Onlineteil dieser Ausstellung enthält zusätzliches Bildmaterial, das nicht in deren Präsenzversion gezeigt wurde.   

„From where do we speak“ stellt das zu lange Ignorieren von alternativen historischen Erzählungen und Stimmen in Frage und bietet neue und konstruktive kritische Lesarten und kreative Antworten an. 

Ovizire.Somgu: From where Do we speak? wurde ermöglicht durch Unterstützung seitens der Gerda Henkel Stiftung und dem National Arts Council von Namibia.