Das Historische Seminar (Prof. Dr. Jürgen Zimmerer) in der Fakultät für Geisteswissenschaften an der Universität Hamburg vergibt zum 1.1.2018
zwei Promotionsstipendien für das von der Gerda-Henkel-Stiftung geförderte Projekt
„Die Benin-Bronzen. Die Globalisierung des kolonialen Kunstraubs“.
(c) Museum für Völkerkunde Hamburg
Im Jahre 1897 plünderten Truppen der britischen Kolonialarmee im Zuge einer angeblichen „Strafexpedition“ den Königspalast von Benin City im heutigen Nigeria, vertrieben den amtierenden Oba und gliederten das bis dahin unabhängige Edo-Königreich Benin dem britischen Kolonialreich an. Unter den als Kriegsbeute ausgeführten Gegenständen waren ca. 4000 wertvolle Bronzegüsse, die unter anderem zur historischen Aufzeichnung gedient hatten. Bis heute werden diese sogenannten Benin-Bronzen auf dem europäischen und nordamerikanischen Kunstmarkt zu hohen Preisen gehandelt und gelten als eine der größten kulturellen Errungenschaften des afrikanischen Kontinents. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und bietet den Stipendiat/innen die Möglichkeit zur Abfassung einer eigenständigen Dissertation – wobei die exakte Themenwahl in enger Abstimmung mit dem Projektleiter bestimmt wird – zu folgenden Themenbereichen:
- der gewaltsame Erwerb und die Ausfuhr der wertvollen Kunstwerke aus Benin unter kolonialer Herrschaft,
- ihre Einspeisung in den europäisch (nordamerikanischen) Kunst- und Museumsmarkt
- sowie ihr bedeutender Einfluss auf die Geschichte der Anthropologie, Ethnologie und Kunstgeschichte, einschließlich ihrer Umdeutung und Aneignung durch europäische Wissenschaftler/innen.
Dabei können einzelne Objektbiographien, Sammlungsgeschichten und Museumsentstehungen ebenso berücksichtig werden wie individuelle Interessen historischer Akteur/innen, Schwerpunkte in Kunsthandelsnetzwerken oder die Rezeption durch Ausstellungsbesucher/innen.
Diese internationale Aufarbeitung des Themenkomplexes soll einen umfassenden historischen Blick auf die Bronzekunst des Benin-Königreichs und ihre Wechselwirkung mit europäischen Kolonialbestrebungen ermöglichen. Diese Forschungen finden in enger Abstimmung mit weiteren in Hamburg im Entstehen begriffenen Arbeiten zur postkolonialen Provenienzforschung statt. Sie bieten den Promovierenden die Möglichkeit der Mitarbeit in einem der derzeit am intensivsten diskutierten Bereiche der Kulturgut- und Museumsforschung.
Die Hamburger Stipendien werden zunächst für die Dauer von 12 Monaten vergeben, mit der Option, sie zweimal um ein Jahr zu verlängern. Die Höhe des Stipendiums beträgt 1.400 €/Monat. Die Gewährung von Auslandzuschlägen und Reisezuschüssen ist auf Antrag und beim Vorhandensein entsprechender Mittel möglich.
Bewerberinnen und Bewerber sollen einen überdurchschnittlich guten, zur Promotion befähigenden Hochschulabschluss in einem geschichtswissenschaftlichen Fach besitzen sowie die Zulassungsvoraussetzungen zur Promotion laut Promotionsordnung der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg erfüllen: https://www.uni-hamburg.de/campuscenter/studienorganisation/ordnungen-satzungen/promotionsordnungen.html
Überdies weisen wir auf die Vergabekriterien der Gerda-Henkel-Stiftung hin, insbesondere die Altersgrenze: https://www.gerda-henkel-stiftung.de/promotionsfoerderung
Gute bis sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse sind Voraussetzung, Kenntnisse der Kurrentschrift (Sütterlin) sowie weitere für das jeweilige Projekt notwendigen Sprachen sind ein Plus. Einschlägige Kenntnisse postkolonialer Theorie, der deutschen und europäischen Kolonialgeschichte in Afrika, insbesondere zur Geschichte Benins/Nigerias, sowie der Geschichte der Völkerkundemuseen sind ebenso erwünscht wie länderspezifische Forschungs- und Arbeitserfahrung.
Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, etwaigen thematischen Ideen und Fragestellungen, sowie den Kontaktdaten zweier Referenzen in einer einzigen PDF-Datei unter dem Stichwort „Benin“ bis zum 1.11.2017 an das Sekretariat von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer: marianne.weis-elsner@uni-hamburg.de