Die Restitution eines in der Kolonialzeit entwendeten Objekts sei als Präzedenzfall zwar zu begrüßen, die Auswahl der Säule von Cape Cross wirke aber wie ein Versuch der Ablenkung von umstritteneren Aspekten der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte, so Prof. Dr. Jürgen Zimmerer im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Die Rückgabe des ursprünglich im 15. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern aufgestellten und im 19. Jahrhundert von der deutschen Marine abtransportierten Monuments erhält aktuell große Aufmerksamkeit. Gleichzeitig seien aber konfliktreichere Punkte der kolonialen Aufarbeitung, wie etwa die offizielle Anerkennung des Genozids an Herero und Nama oder des Umgangs mit den Benin-Bronzen, weiterhin ungeklärt.
Zahlreiche andere nationale und internationale Medien berichten zu diesem Thema: Spiegel Online und sueddeutsche.de zitieren Prof. Dr. Jürgen Zimmerer mit der Aussage, dass die Aufarbeitung des Kolonialismus durch die Rückgabe der Säule nur „simuliert“ werde. Die Neue Züricher Zeitung gibt die Kritik wieder, dass die Restitution von größeren „Defiziten der tatsächlichen Aufarbeitung“ ablenke. Da die Entscheidungsgewalt weiterhin nur auf europäischer Seite liege, handle es sich um ein „Echo kolonialer Machtverhältnisse“, so Zimmerer. Auch in Portugal erhielt der Fall Aufmerksamkeit: Das Nachrichtenportal RTP Notícas berichtet ebenfalls über die Warnung, dass die erfolgreiche Restitution andere Konflikte überdecken könnte.
Zu den Berichten:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kolonialismusdebatte-simulierte-aufarbeitung-1.4449393
https://www.rtp.pt/noticias/cultura/alemanha-devolve-a-namibia-monumento-colonial-portugues_n1148178