Die Welt erlebt derzeit eine Epochenwende. Die Globalisierung ist in ihrer postkolonialen Phase angekommen. Die „Dezentrierung“ Europas in der globalisierten Welt wirft neue Fragen des Selbstverständnisses und des Umgangs mit der – oft gewaltvollen – Vergangenheit auf. Nachdem die europäischen Kolonialmächte ab Ende des 19. Jahrhunderts den afrikanischen Kontinent ohne Rücksichtnahme auf die Bewohnerinnen und Bewohner unter sich aufteilten und ausbeuteten, ist es im 21. Jahrhundert höchste Zeit, die Beziehungen zwischen Afrika und Europa neu zu denken.
In Kooperation mit der Handelskammer Hamburg hat die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung“ den international renommierten senegalesischen Ökonomen Felwine Sarr für einen Vortrag über eine neue Ethik der Beziehungen zwischen Afrika und Europa gewinnen können.
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Felwine Sarr (Université Gaston Berger, Saint Louis, Sénégal)
„Africa-Europe: Rethinking the Ethics of Relations“
Montag, 11.11.2019, 19 Uhr, Handelskammer Hamburg
Felwine Sarr lehrt als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Gaston Berger Universität in Saint-Louis, Senegal. Gemeinsam mit Achille Mbembe gründete er im Senegal das Denker*innen-Forum Les Ateliers de la Pensée. 2016 wurde er mit dem Grand Prix des Associations Littéraires ausgezeichnet. 2017 wurde er zusammen mit der Berliner Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy vom französischen Präsidenten Macron beauftragt, Empfehlungen zum Umgang mit kolonialen Objekte in europäischen Museen zu erarbeiten. Der 2018 vorgestellte Sarr/Savoy-Bericht sorgt seitdem international für hitzige Debatten. Sein dieses Jahr auf Deutsch erschienener Essay „Afrotopia“ bricht radikal mit den vorherrschenden Stereotypen afrikanischer Unzulänglichkeit und ist Manifest und Analyse einer wirklichen Dekolonisierung Afrikas.
Der Vortrag ist der Auftakt der Vortragsreihe „Hamburgs Postcolonial Lecture“, die weltweit führende postkoloniale Theoretiker und Theoretikerinnen für Vorträge und Seminare nach Hamburg einladen wird und in diesem Jahr als Kooperation der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung“ der Universität Hamburg mit der Handelskammer Hamburg stattfindet.
Damit setzt die Handelskammer Hamburg ein Zeichen in der Auseinandersetzung über ihr (post-)koloniales Erbe und die historische Verantwortung der Institution, die eine wichtige Rolle in der deutschen Kolonialgeschichte spielte: Am 6. Juli 1883 veröffentlichte die Hamburger Handelskammer eine Denkschrift, in der sie den Erwerb von Kolonien in Westafrika forderte. Diese Denkschrift war ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur formalen kolonialen Annexion Kameruns, Togos und Namibias im Jahr 1884.
Zur Anmeldung auf der Seite der Handelskammer Hamburg nutzen Sie bitte diesen Link: https://www.hk24.de/System/vst/1198812?id=328513&terminId=544799
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer
Fakultät für Geisteswissenschaften
Fachbereich Geschichte
Arbeitsbereich Globalgeschichte
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