Warum die Forschungsstelle ‚Hamburgs (post-)koloniales Erbe‘ und das Medizinhistorische Museum Hamburg ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste teilweise bewilligtes Projekt nicht annehmen:
Der gemeinsam von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer und Prof. Dr. Philipp Osten gestellte Antrag zielte darauf ab, die Verwendung von menschlichen Schädeln aus kolonialen Kontexten in der Sammlung der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg, der damaligen Hamburger Psychiatrischen Universitätsklinik in der psychiatrischen, kultur- und „rassen“-anthropologischen Forschung zu untersuchen und den Handel mit den Human Remains in Hamburg und in den Herkunftsländern aufzuklären.
Der Teil des Forschungsprojekts, der sich mit dem Umgang mit Human Remains in der Institution befassen sollte, wurde mit der Begründung abgelehnt, es handele sich um wissenschaftshistorische Kontextforschung und das sei keine Provenienzforschung.
Sich dieser Sichtweise anzuschließen würde bedeuten, bei der Provenienzforschung generell die Rolle der sammelnden Institutionen auszuklammern. Das wäre eine politisch motivierte Einengung des Provenienzbegriffs, durch ein auf föderaler Basis eingerichtetes Kompetenzzentrum, das die im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellten Gelder zur Provenienzforschung verwaltet.
Ausgerechnet jene Forschung erscheint unerwünscht, die den Umgang mit den Objekten innerhalb von Museen, Universitäten und Forschungseinrichtungen aufarbeitet.
Für eine ausführliche Begründung dieses Standpunkts hier unsere Schreiben an das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste vom September und Oktober 2019:
(Der Brief vom 23. Oktober als pdf)