Von Hildegard Titus – Zum Beitrag in der englischen Version
From Where Do We Speak?
Wir sprechen von unseren Namen aus, wir sprechen vor dort aus, wo wir aufwuchsen, wir sprechen von unseren Herzen aus. Namibias Geschichte ist schön, aber auch schmerzvoll.
Unsere Vielschichtigkeit ist versteckt hinter jedem Stein.
Jedem Sandkorn.
Jedem Rinnsal sparsamen Wassers.
Unsere Sprachen. Unsere Bräuche, unsere Geschichten, unser Wissen.
Unsere eigenen Perspektiven machen unsere Geschichte so reich.
Unsere Geschichten zu teilen, hilft bei der Heilung unserer gemeinsamer Wunden.
Ich liebe es, alte Bilder anzuschauen. Unbewegte oder bewegte.
Sie helfen mir, ein Leben und eine Zeit zusammenzusetzen, die vergangen sind.
Ich denke, dass es das war, was mich gereizt hat, Fotografin und Filmemacherin zu werden.
Augenblicke festzuhalten, so dass ich sie später wieder durchleben kann.
Aber 2020 und die Pandemie änderte komplett, wie ich das Festhalten angegangen bin. Ich konnte mich nicht länger in demselben Raum aufhalten wie die Leute, die ich fotografierte. Ich konnte nicht länger die Sonne auf meiner Haut spüren oder die Klänge, Anblicke und Gerüche eines neuen Raumes erleben.
Ich musste all das über einen Bildschirm erleben.
Versuchen, mich mit Leuten zu verbinden über einen Bildschirm.
Versuchen, etwas festzuhalten über einen Bildschirm.
Es ist schwer, jemandes substanzielle Energie oder Präsenz, wenn man nicht mit ihm*r im selben Raum ist, zu spüren.
Es ist schwer, persönliche Beziehungen aufzubauen, wenn man weit entfernt ist.
Aber wir haben das geschafft.
In der Tat.
Selbst wenn sie in Keetmanshoop oder Gobabis waren, schafften wir es, Gedanken, Geschichten, Gefühle und Musik zu teilen.
Mein Herz schwillt an vom Mangel an Wissen und Erfahrung.
Aber mein Herz schwillt auch an wegen der Verbindung von menschlicher Geschichte und Geist.
Ich lernte mehr, als ich gewusst habe.
Ich werde weiter mehr lernen, als ich je wissen werde.
Durch Hören, Zuhören und gemeinsames Heilen. Für diese Erfahrung werde ich jedem ewig dafür dankbar sein, mich an unsere verbundenen menschlichen Seelen erinnert zu haben – zu einer Zeit, in der die Welt sich so entfernt, einsam und grau anfühlte.
Hildegard Titus ist eine Fotografin, Filmemacherin, visuelle Künstlerin und Kuratorin. Ihre Arbeit zielt darauf ab, einen Dialog mit ihrem Publikum zu kreieren aber auch innere Dialoge mit sich selbst zu führen zu den Themen “Rasse“, Identität, Kultur und Frausein durch die Medien der Fotografie, des Klangs, des Films, der digitalen Kunst und der Installation. Sie erhielt ihren Bachelor (mit Auszeichnung) in Fotojournalismus 2014 am London College of Communication und hat seitdem als freiberufliche Filmemacherin gearbeitet und sowohl kurze Dokumentarfilme für NGO’s als auch künstlerische Kurzfilme als ihr persönliches Artwork hergestellt.