Wie sind die Forderungen der US-amerikanischen Restitution Study Group einzuordnen, die ein Unterbrechung der Rückgaben von Benin-Objekten an Nigeria fordert? Dazu sprach Prof. Dr. Jürgen Zimmerer mit SR 2 und Deutschlandfunk Kultur. Die US-Gruppe wirft dem Königreich Benin vor, dass ein Großteil der Bronzen aus Profiten aus dem transatlantischen Versklavungshandel entstand und fordert, dass daher die Nachfahren der versklavten Menschen in Amerika miteinbezogen werden müssten.
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer sieht zwar berechtigte Kritik, betont allerdings mit Bezug auf die Restitution vom letzten Dezember: „diese Rückgabe ist richtig“, denn Deutschland habe beschlossen, vom kolonialen Raub nicht profitieren zu wollen. Opfer von Versklavungshandel und Kolonialismus dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, „Wir müssen über Kolonialismus und Versklavungshandel insgesamt diskutieren“. Das könnte beispielsweise heißen: „Bevor wir jetzt Benin oder Nigeria an den Pranger stellen, werden wir aufarbeiten, was an unserem Vermögen in Hamburg, in Bremen, in Bordeaux, in Marseille, in Le Havre aus dem Versklavungshandel stammt.“
Es sei vor diesem Hintergrund zu begrüßen, so Zimmerer, dass die Restitution Study Group die Aufmerksamkeit auf das Thema lenke. Dadurch würde zentrale Probleme des Rückgabeprozesses der letzten Jahre wieder aufgeworfen: Zum einen, dass der „Problemkomplex Kolonialismus auf museale Objekte reduziert“ wurde, zum anderen, dass keine „breite zivilgesellschaftliche Debatte“ vor der Rückgabe erfolgte.
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