In ihrem Promotionsprojekt untersucht Paula Dahl anhand von Selbstzeugnissen algerischer Frauen, die im Unabhängigkeitskrieg gegen die Kolonialmacht Frankreich aktiv waren, deren Widerstandspraktiken und ihre Perspektiven auf diese. Der algerische Unabhängigkeitskrieg, der von Frankreich erst 1999 als ein solcher anerkannt wurde, dauerte von 1954 bis 1962, wobei antikolonialer Widerstand, Freiheitskampf und kriegerische Auseinandersetzungen bis zu den Anfängen der Kolonisierung Algeriens durch Frankreich 1830 zurückreichen. Auch algerische Frauen haben aktiv am Unabhängigkeitskampf teilgenommen und diesen nachhaltig mitgestaltet.
Das Engagement algerischer Frauen war vielfältig und weitreichend: sie transportierten verbotene Objekte (z.B. Waffen) und verbreiteten Informationen, sie versteckten und versorgten gesuchte Personen, sie organisierten die Versorgung algerischer Kriegsgefangener in französischen Gefängnissen, waren als Krankenschwestern im Guerillakampf im Maquis tätig und übten selbst Gewalt aus, vor allem, indem sie Bomben legten. Einige Taktiken der algerischen Unabhängigkeitspartei Front de libération nationale (FLN) waren sogar explizit auf Frauen zugeschnitten. Dabei spielte häufig auch eine spezifische Inszenierung von Weiblichkeit eine Rolle. Aus der Beschäftigung mit algerischen Frauen im Unabhängigkeitskrieg heraus ergeben sich Forschungsfragen aus unterschiedlichen Themenfeldern, denen Paula Dahl in ihrer Doktorarbeit nachgeht. Dazu gehören unter anderem Fragen zu Geschlecht und Gewalt, Body Politics und auch solche von Geschlecht und Raum/space.
Paula Dahl hat Geschichte und Englisch auf Lehramt an der Universität Hamburg und der Humboldt Universität zu Berlin studiert. Im Zentrum ihrer Masterarbeit standen die Memoiren der algerischen Unabhängigkeitskämpferin Zora Drif. Seit 2022 promoviert sie bei Prof. Dr. Jürgen Zimmerer und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Globalgeschichte. Erste Ergebnisse ihrer Forschungen konnte sie bereits auf dem 17. Workshop des Forschungsschwerpunkts Frauen- und Geschlechtergeschichte der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien diskutieren.