Anlässlich des 140. Jahrestags der Berliner Afrika-Konferenz und leider auch aufgrund ihres bevorstehenden Finanzierungsendes fand am 13.-15.11. die Abschlusstagung der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ statt. Unter dem Titel „1884 – 2014 – 2024: Bismarck, Hamburg und die Zukunft des kolonialen Erbes“ versammelten sich Wissenschaftler*innen, zivilgesellschaftliche Akteur*innen sowie Fachleute aus Museen und anderen Institutionen zu Vorträgen, Diskussionsrunden und vielfältigen inhaltlichen Panels.

Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählte bereits am Mittwochabend eine Gesprächsrunde mit Ashkan Cheheltan, Sima Luipert, Laidlaw Peringanda und Gastgeber Jürgen Zimmerer über die Erinnerung an den Genozid an Herero und Nama. Der zuvor gezeigte Film ‚Swakopmund‘ – produziert von den Trägern des Alternativen Nobelpreises Forensic Architecture gemeinsam mit Forensis sowie der Nama Traditional Leaders Association (NTLA) und Ovaherero Traditional Authority (OTA) – rekonstruiert Orte des Genozids in dieser Stadt.

Auftaktdiskussion: „Bismarck und die Afrikakonferenz – nach 140 Jahren. Kontroversen und Debatten“ mit Prof. Dr. Tanja Bührer, Prof. Dr.David Simo, Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Prof. Dr. Monica Wienfort, Prof. Dr. Eckart Conze und Prof. Dr. Ulrich Lappenküper (v. l. n. r.). Foto: Rose Richter/UHH
Auftaktdiskussion: „Bismarck und die Afrikakonferenz – nach 140 Jahren. Kontroversen und Debatten“ mit Prof. Dr. Tanja Bührer, Prof. Dr. David Simo, Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Prof. Dr. Monica Wienfort, Prof. Dr. Eckart Conze und Prof. Dr. Ulrich Lappenküper (v. l. n. r.). Foto: Rose Richter/UHH

Ebenfalls zentral für die Tagung war die wissenschaftliche Auftaktdiskussion: „Bismarck und die Afrikakonferenz – nach 140 Jahren. Kontroversen und Debatten“ mit Tanja Bührer, Eckart Conze, Ulrich Lappenküper, David Simo, Monica Wienfort und Jürgen Zimmerer. Sie thematisierte die in den letzten Jahren intensiv geführten Debatten um die Anfänge des deutschen Kolonialismus, Bismarcks Rolle und der Bedeutung für das Kaiserreich.

Ein kritisches Resümee über den Zustand der Aufarbeitung des Kolonialismus zog dann das Abendprogramm. Jürgen Zimmerer machten den Anfang mit „Willkommen und Abschied: Sisyphus und das koloniale Erbe“ über die Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus in den letzten 10 Jahren, die Arbeit der Forschungsstelle und den seit einiger Zeit zu bemerkenden Backlash gegen kolonialismuskritische Forschung. Darin sah er auch die Gründe für ihr bevorstehendes Ende. Eine Gesprächsrunde mit Doreen Denstädt, Naita Hishoono, Wilma Nyari, Sonia Octavio, Beatrace Oola und Oliver von Wrochem (siehe Bild oben) ordnete dies anschließend in generelle Fragen der „Erinnerungskultur & Geschichtspolitik“ im Kontext von „Gegenwart und Zukunft des kolonialen Erbes“ ein.

Konferenzpanel “The Genocide against Herero and Nama in Memory Culture and History Politics” mit Moderatorin Dr. Diana M. Natermann, Naita Hishoono, Jan Kawlath, Sima Luipert und Laidlaw Peringanda (v.l.n.r.). Foto: Lorena Clasen/UHH
Konferenzpanel “The Genocide against Herero and Nama in Memory Culture and History Politics” mit Moderatorin Dr. Diana M. Natermann, Naita Hishoono, Jan Kawlath, Sima Luipert und Laidlaw Peringanda (v.l.n.r.). Foto: Lorena Clasen/UHH

Den Donnerstag und Freitag füllten Panels mit aktueller wissenschaftlicher Forschung, welche auch die ganze Bandbreite der an der Forschungsstelle geleisteten Arbeit spiegelte: „Handel und Herrschaft: Hamburger Kaufleute und der Weg in den Kolonialismus“, “The Genocide against Herero and Nama in Memory Culture and History Politics”, „(Anti)koloniale Inszenierung von Geschlecht“ „Postkoloniale Provenienzforschung in Hamburger Sammlungen“ und „Postkoloniale Erinnerungskultur translokal und transnational: Aufarbeitung, Aushandlung und Aktivismus“.

Zum Abschluss der Tagung, und als bewusster Gegenpunkt zur Afrikakonferenz vor 140 Jahren, bei der keine Afrikaner:innen anwesend waren, bildete David Simo mit seiner Keynote: „Die Entstehung von Kamerun als deutsches Kolonialprojekt: Voraussetzungen, Methoden und Konsequenzen“.

Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (li.) begrüßt Prof. Dr. David Simo für seine Keynote „Die Entstehung von Kamerun als deutsches Kolonialprojekt: Voraussetzungen, Methoden und Konsequenzen“. Foto: Nils Lehmann/UHH
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (li.) begrüßt Prof. Dr. David Simo für seine Keynote „Die Entstehung von Kamerun als deutsches Kolonialprojekt: Voraussetzungen, Methoden und Konsequenzen“. Foto: Nils Lehmann/UHH

Wir danken allen Beteiligten für die anregende Veranstaltung!

Zum vollständigen Programm https://kolonialismus.blogs.uni-hamburg.de/2024/10/16/1884-2014-2024-bismarck-hamburg-und-die-zukunft-des-kolonialen-erbes-tagung-hamburg-13-11-16-11-2024/

Aufzeichnungen ausgewählter Veranstaltungen werden ebenfalls hier angekündigt!