Drei zentrale Kritikpunkte am Humboldt Forum führt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer im Gespräch mit dem Goethe-Magazin aus: erstens die stark kolonial geprägte Geschichte der ethnologischen Museen, aus deren Sammlungen die Ausstellungsobjekte stammen. Zweitens bestehe weiterhin keine Lösung für den Umgang mit Raubkunst wie den Benin-Bronzen. Drittens sei das Gebäude selbst das Ergebnis nostalgischer Preußen-Verklärung, geprägt von dem Wunsch nach einem positiven Bild der deutschen Geschichte kombiniert mit einer kolonialen Amnesie.
Für diese Punkte hält Zimmerer tiefgreifende Maßnahmen für notwendig. So sei eine Restitution der Bronzen nach Nigeria erforderlich. Die deutsche Gewaltgeschichte in den Kolonien, besonders der Genozid an Herero und Nama, müsste sich zudem deutlicher im Gebäude des Humboldt Forums widerspiegeln – etwa durch Sandaufschüttungen und Stacheldraht: „Damit niemand, der in dieses Humboldt Forum, dieses Stadtschloss, dieses preußische Disneyland geht, die Frage der kolonialen Gewalt und des strukturellen Rassismus, auf der diese Sammlungen beruhen, ignorieren kann.“
Zu Text und Video: https://www.goethe.de/ins/it/de/kul/gsz/22130337.html