Wie steht es um die Aufarbeitung des kolonialen Erbes Deutschlands, über Machtverhältnisse in dieser Debatte und um den Zusammenhang der verschiedenen Themenfelder? Diese Fragen stellt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer in zwei kürzlich erschienen Beiträgen in ‚taz‘ und ‚Zeitzeichen‘.

Die in letzter Zeit erfolgten Beschlüsse zur Restitution geraubter Benin-Bronzen sowie zur Entschädigung der Herero und Nama für den Genozid von 1904-08 wurden in der Öffentlichkeit mitunter als bahnbrechende Entscheidungen gefeiert. Dazu schränkt Zimmerer ein: „Der Teufel steckt bekanntlich im Detail“ – für die Restitutionen sei etwa bemerkenswert, dass die deutschen Museen und ihre Träger die Kontrolle über die Vorgänge behielten. In ‚Zeitzeichen‘ schlussfolgert Zimmerer: „Abgabe von Deutungshoheit und Verfügungsgewalt eingedenk des Unrechtscharakters des Aneignungskontextes sieht anders aus.“

Im Beitrag für die ‚taz‘ zieht Zimmerer die Verbindung zum geplanten Abkommen mit Namibia: Obwohl die Einigung an sich zu begrüßen sei, bestünde auch hier die Problematik, dass Verhandlungen nicht unter Einbeziehung der Öffentlichkeit, nicht einmal aller Beteiligter – konkret der Herero- und Nama-Verbände – geführt wurden. Vor diesem Hintergrund sei zu befürchten, dass „in Berlin entschieden wird, wessen und wie man gedenkt“. Dies spiegle sich etwa in der schnellen Umwidmung des derzeit scharf debattierten Luf-Boots wider, das eben nicht auf Zuruf der Museumsverantwortlichen vom vermeintlich legal erworbenen Ausstellungsobjekt zum „Mahnmal der Schrecken der deutschen Kolonialzeit“ werden könne. Mit diesem Vorgehen werde das Humboldt Forum allenfalls zum „Mahnmal der (nach-)kolonialen Arroganz“.

Zu den Beiträgen:

https://www.zeitzeichen.net/node/9031

https://taz.de/Aufarbeitung-des-deutschen-Kolonialismus/!5767433/