Das Historische Seminar (Prof. Dr. Jürgen Zimmerer) in der Fakultät für Geisteswissenschaften an der Universität Hamburg vergibt zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein Promotionsstipendium zur Ideen- und Rezeptionsgeschichte der ‚Benin-Bronzen‘ innerhalb des von der Gerda-Henkel-Stiftung geförderten Projekts „Die ‚Benin-Bronzen‘. Die Globalisierung des kolonialen Kunstraubs“.

Die Forderung nach postkolonialer Provenienzforschung ist derzeit in aller Munde. Beflügelt durch die Aussage des französischen Präsidenten Macron, Frankreich wolle binnen fünf Jahren alle geraubten Kunstobjekte zurückgeben, fand die Forderung nach der Erforschung der Herkunft kolonialer Sammlungen auch Eingang in das Regierungsprogramm der deutschen ‚Großen Koalition‘.

Die ‚Benin-Bronzen‘ gehören sicherlich zu den prominentesten Beispielen kolonialer Beutekunst, was sowohl an ihrer Rolle als bedeutende Kunstwerke liegt, als auch am Umstand ihres Raubs und ihrer Verteilung in Europa und darüber hinaus.

Nach der gewaltsamen Eroberung von Benin-City Im Jahre 1897 durch Truppen der britischen Kolonialarmee gelangten Tausende von ihnen in europäische (und nordamerikanische) Museen, wo sie bis heute sind und oftmals als Prunkstücke der Sammlungen gelten. Bei ihrer Ankunft in Europa lösten die Kunstwerke aus Benin heftige Debatten aus. An ihrem Beispiel wurde nichts weniger verhandelt, als die Kunstfähigkeit afrikanischer Menschen an sich, mit all den kolonialen und rassistischen Konnotationen dieses Diskurses.

Es ist Ziel des Projekts, die die Benin-Objekte umgebenden Diskurse in ihrer Genese und Wirkung zu ergründen und nachzuzeichnen, wie die Erwerbenden, die Händler, die Museen, die Auktionshäuser sie sahen. Wir wollen fragen, wie sie in Ausstellungen präsentiert und  wie sie von andere KünstlerInnen wahrgenommen wurden. Dabei gilt es auch zu ergründen, wie ihre (gewaltsame) Aneignung eingeschätzt wurde und wie die neuen Besitzer damit umgingen.

Die Untersuchung ist Teil eines größeren Projektes in der in deutsch-nigerianischer Zusammenarbeit auch Studien zur Geschichte der ‚Benin-Bronzen‘ vor 1897 und ihre Rolle im nigerianischen Diskurs bis zur Gegenwart erarbeitet werden und in dem wir auch die Handelsnetze in Deutschland und Europa erarbeiten. So soll ein umfassender historischer Blick auf die Kunst des Königreichs Benin, ihre Rezeption und ihre Wechselwirkung mit europäischen Kolonialbestrebungen ermöglicht werden.

Das Projekt bietet die Möglichkeit der Mitarbeit in einem der derzeit am intensivsten diskutierten Bereiche der Kulturgut- und Museumsforschung. Die enge Anbindung an die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ ermöglicht einen anregenden intellektuellen Austausch.

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und bietet den/der Stipendiat/in die Möglichkeit zur Abfassung einer eigenständigen Dissertation – wobei die exakte Themenwahl in enger Abstimmung mit dem Projektleiter bestimmt wird.

Das Stipendium wird zunächst für die Dauer von 12 Monaten vergeben, mit der Option, es zweimal um ein Jahr zu verlängern. Die Höhe des Stipendiums beträgt 1.400 €/Monat. Die Gewährung von Auslandzuschlägen und Reisezuschüssen ist auf Antrag und beim Vorhandensein entsprechender Mittel möglich.

Bewerberinnen und Bewerber sollten einen überdurchschnittlich guten, zur Promotion befähigenden Hochschulabschluss in einem geschichtswissenschaftlichen Fach vorweisen können sowie die Zulassungsvoraussetzungen zur Promotion laut Promotionsordnung der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg erfüllen: https://www.uni-hamburg.de/campuscenter/studienorganisation/ordnungen-satzungen/promotionsordnungen.html

Überdies weisen wir auf die Vergabekriterien der Gerda-Henkel-Stiftung hin, insbesondere die Altersgrenze: https://www.gerda-henkel-stiftung.de/promotionsfoerderung

Gute bis sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse sind Voraussetzung, Kenntnisse weiterer für das jeweilige Projekt notwendiger Sprachen sind ein Plus. Einschlägige Kenntnisse postkolonialer Theorie, der deutschen und europäischen Kolonialgeschichte in Afrika, insbesondere zur Geschichte Benins/Nigerias, sowie der Geschichte der Völkerkundemuseen sind erwünscht.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, etwaigen thematischen Ideen und Fragestellungen, sowie den Kontaktdaten zweier Referenzen in einer einzigen PDF-Datei unter dem Stichwort „Benin“ an das Sekretariat von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer: marianne.weis-elsner@uni-hamburg.de

Die Auswahl der Bewerberinnen beginnt am 14.6. bis das Stipendium vergeben ist.

Weitere Informationen zur Ausschreibung finden Sie hier: Promotionsstipendium „Postkoloniale Provenienzforschung. Zur Ideen- und Rezeptionsgeschichte der ‚Benin-Bronzen'“