Angesichts von Grenzschließungen und Isolationismus in Folge der Corona-Pandemie plädiert Prof. Dr. Jürgen Zimmerer in einem Tagesspiegel-Gastbeitrag für eine globalhistorische Perspektive auf das Thema. Die Krise verdeutliche die „Selbsttäuschung westlicher Gesellschaften“, dass „Raubbaukapitalismus und Verschwendungsökonomie“ nicht in der gesamten Welt bereits zu massiven Problemen geführt hätten. Konkret sei anzunehmen, dass die wohlhabenderen Staaten besser mit den Folgen der Pandemie umgehen könnten. Auch, dass die Ebola-Epidemie in Westafrika international nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit erhielt, sei in dieser Hinsicht aufschlussreich.

Ein „Ende der Globalisierung“ durch die Corona-Krise sei jedoch nicht zu erwarten, so Zimmerer. Ganz im Gegenteil hätten Krankheiten erst die Basis für den europäischen Kolonialismus in den Amerikas gelegt: Millionen Seuchentote schwächten die amerikanischen Gesellschaften und ermöglichten so die Europäische Expansion mit ihren globalen Auswirkungen.

Trotzdem hält Zimmerer tiefgreifende Änderungen durch die Corona-Pandemie für realistisch: „Es kann gut sein, dass Covid-19 den Übergang von der kolonialen zur postkolonialen Globalisierung erheblich beschleunigt, oder sogar eine neue hegemoniale ökonomische und politische Ordnung einläutet.“

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