Wie sollte in der Stadt Hamburg mit dem Kolonialen Erbe umgegangen werden? Über dieses Thema sprach der Lokalsender Hamburg 1 im Interview mit Prof. Dr. Jürgen Zimmerer. Einleitend wies Zimmerer auf die Rolle der Forschungsstelle ‚Hamburgs (post-)koloniales Erbe‘ für Grundlagenforschung etwa zum Umgang mit Statuen und anderen Erinnerungsorten hin, die für eine „konstante Reflexion und eine konstante Fortschreibung“ unseres Umgangs mit der Vergangenheit erforderlich sei. Darauf aufbauend könnte durch einen „breiten partizipatorischen Prozess“ schließlich eine Entscheidung bezüglich der jeweiligen Denkmäler getroffen werden.
Am Beispiel Robert Koch betont Zimmerer: Die Benennung eines Bundesinstituts bedeute etwa, dass er weiterhin als vorbildhaft angesehen wird. Die gezielte Beibehaltung des Status Quo und der Erhalt von Denkmälern sei ebenfalls eine aktive Entscheidung: „Der natürliche Verlauf ist, dass Denkmäler auch wieder verschwinden.“ Das zeige sich etwa an der Hamburger Bismarckstatue, für deren Erhalt aktuell erhebliche Summen ausgegeben werden.
Die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe ist daher keineswegs rein auf die Vergangenheit gerichtet, so Zimmerer weiter. Im aktuell stattfindenden Übergang von der kolonialen zur postkolonialen Globalisierung sei diese Frage zentral, um eine Rolle für das nächste Jahrhundert zu finden: „Es geht weniger um Vergangenheit, es geht um Zukunft“. Insbesondere Hamburg als „die koloniale Metropole“ Deutschlands befände in besonderer Verantwortung bei Aufarbeitung, weswegen sich die Stadt als Standort für ein Dokumentationszentrum zum Kolonialismus anbietet.
Zum Video: https://hamburg1.de/nachrichten/45588/Denkmaeler_sind_zum_Denken_da.html