Die Stadt Umdenken_Repenser la ville_
Ein Projekt des Virtuellen Partizipationslabors Postkoloniales Erbe
Autorin: Tania Mancheno
Im Interview mit Jan Kawlath werden die Räumlichkeiten „am Rande“ der Stadt thematisiert, die Kolonialgeschichte erzählen. Die Geschichte der Hafenstädte, die von der kolonialen-europäischen Expansion geprägt ist, verbindet die Städte Hamburg und Swakopmund, Hamburg und die ehemalige Stadt Lüderitz, die nun auch ǃNamiǂNûs benannt wird. Im Interview wird über die Gewalt der Logistik gesprochen, die nicht nur zentral für die systematischen Ausbeutung von menschlichen und Umweltressourcen in den deutschen Kolonien war, sondern auch zentraler Bestandteil für die Durchführung des Vernichtungskrieges gegen die Herero, Nama und San. Die historischen Verbindungen zwischen den Hafenstädten des Nordens und des Südens lassen sich auch jenseits der Logistik erzählen. Kolonialismus schafft auch linguistische und emotionelle Verbindungen zwischen Kontinenten. Aus diesem Grund wird im Interviewüber die Rolle der Abschieds- und Ankunftszeremonien von deutschen Soldaten in Namibia und Deutschland diskutiert. Dabei werden kolonialgeprägte Subjektivierungen am Fallbeispiel der „Krus“, und Kolonialobjekte wie die „Liebesgaben“ thematisiert.
Kurzbeschreibung Biographie und Arbeit, Jan Kawlath
Die ersten 25 Jahre meines Lebens habe ich in Ahrensburg, einem Vorort Hamburgs in Schleswig-Holstein, gelebt und wohne mittlerweile seit über elf Jahren in Hamburg, wovon ich acht Jahre im Hamburger Hafen, in Wilhelmsburg, lebe. Dabei ist mir auf meinen alltäglichen Wegen im und durch den Hafen bewusst geworden, wie sehr dieser Raum von Kolonialismus geprägt ist und wie sehr diese koloniale Geschichte noch präsent ist, obwohl sie irritierender Weise kaum thematisiert wird. In manchen Momenten hatte ich das Gefühl mich in einem riesigen Freiluftmuseum für Kolonialgeschichte zu bewegen. Mit diesem Verständnis von Kolonialismus und Raum auf lokaler und regionaler Ebene beschäftige ich mich in meiner wissenschaftlichen Arbeit. Ich untersuche öffentliche Inszenierungen bei Truppentransporten von deutschen Kolonialsoldaten, wenn diese in ihre Einsätze in deutsche Kolonialgebiete geschickt wurden oder von dort zurückkehrten. Im Fokus steht dabei die Frage, wie diese Inszenierungen und Vorstellungen von Deutschland als Kolonialmacht hergestellt, bestätigt und verbreitet wurden. Die kritische Aufarbeitung lokaler Kolonialgeschichte ist für mich dabei ein Teil von und ein Beitrag zur (post-)kolonialen Erinnerungsarbeit und der kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte, die von unzähligen Aktivist*innen und Forscher*innen schon seit Jahrzehnten betrieben wird.