Die fehlende Aufarbeitung des Umgangs mit Raubkunst und die dem Bau innewohnende Preußen-Nostalgie kritisiert Prof. Dr. Jürgen Zimmerer im Deutschlandfunk-Interview über die Eröffnung des Humboldt-Forums. Darüber hinaus sei von einem „unseligen Umgang mit der Vergangenheit“ und „Geschichtsklitterung“ zu sprechen angesichts der „Auslöschung der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts“ durch den Neubau.

Die aktuell bedeutendste Debatte befasst sich mit den Restitutionsforderungen für die Benin-Bronzen, die allerdings schon seit Jahrzehnten bestünden. Zimmerer verweist hier auf das fehlende „Unrechtsbewusstsein“ bezüglich des Kolonialismus und die „koloniale Amnesie“ in Deutschland. Bei einem so eindeutigen Fall von Raubkunst wie den Benin-Bronzen sei daher als Grund anzunehmen, warum keine Restitution erfolgt: „Die Schlussfolgerung ist, es fehlt der politische Wille, das zu tun.“

Damit stehe das Humboldt Forum und damit Deutschland jetzt auch international im Fokus der Aufmerksamkeit um Raubkunst, weil die Verantwortlichen kein Konzept zum Umgang mit den Objekten vorweisen können. Daher ergebe sich die Problematik, dass das Projekt „von Anfang an nicht nur mit der Hypothek eines preußischen Disneylands, also dieses Schlosses, behaftet ist, sondern eben auch mit der Unfähigkeit, diesen großen Wurf zu vollbringen“.

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