Von Nguundja Kandjii – zum Beitrag in der englischen Version
Der britisch-amerikanische Schauspieler David Oyelowo sagte: „Afrika versucht einen Weg zurück zu einem Bewusstsein seiner selbst zu finden, nachdem vieles davon durch den Kolonialismus verlorengegangen war“.
Das kam mir in dem Sinn als ich den Titel „From where do we speak“ las. Der Kolonialismus hat unseren Selbstausdruck als afrikanische Völker beeinträchtigt; die Art wie wir sprechen, denken und uns bewegen geschieht alles vor dem Hintergrund des Kolonialismus. Die Frage, die bleibt, ist: Können wir wiedergewinnen was verlorenging? Eine neue Feder und einen neuen Pinsel und neue Bewegungen benutzen, durch die wir uns selbst ausdrücken?
Das Projekt Ovizire Somgu wurde eröffnet mit einem Workshoptraining, das Künstler*innen vorbereiten sollte, Workshops in verschiedenen Regionen Namibias anzuleiten. Ich empfand die erste Sitzung als sehr aufschlussreich indem wir verschiedene Lerntechniken benutzten, um das schwierige Thema des Völkermords an den Herero und Nama in Angriff zu nehmen. Wir unternahmen Spiele, rezitierten Dichtungen und erzählten uns Geschichten aus der Vergangenheit. Ich erinnerte mich an das Aufführen eines Theaterstücks über den Genozid von Hornkrantz und es berührte mich sehr emotional, weil dieses historische Stück sich wirklich tief einprägte. Mir wurde klar, dass das keine reinen Volkssagen waren; das waren die realen Geschichten unserer Vorfahren.
Wir lasen und diskutierten das Buch „Mama Penee: Transcending the Genocide“ von Uazuvara Ewald Kapombo Katjivena. Wir schufen ebenfalls eine historische Landschaft, was zum Höhepunkt des Tages wurde. Ich erinnere mich, dass Mushaandja darüber sprach wie uns beigebracht wurde, Geschichte in linearer Weise zu verstehen, die „Landschaft“ war aber nichtlinear und umfasste den ganzen Platz, eher wie die Geschichten, die unsere Großeltern erzählten.
Ich lernte so viel in einer so kurzen Zeitspanne. Ich erfuhr mehr über unsere Geschichte als das, was ich in der Schule gelernt habe. Ich lernte wie diese historische Arbeit in verschiedene Formen der Kunst, wie Tanz, Dichtung, Schauspiel, übertragen und wiedererzählt werden kann.
Jetzt war es an der Zeit, die Arbeit zu tun und das Gelernte weiterzugeben. Ich las eine Menge zur Vorbereitung, ich las das Buch, das uns gegeben wurde, ich las „The sweeping graves of our ancestors“ von Rukee Tjingaete und andere Essays verschiedener Autor*innen. Der Workshop kam schnell und ging genauso schnell zu Ende. Das Arbeiten mit den Jugendlichen von Omaheke hat mich als Künstlerin wirklich inspiriert. Sie waren so talentiert und engagiert und das Lesen ihrer Poesie berührte mich und ich fühlte, dass es so nett war mit ihnen zu arbeiten trotz der technischen Schwierigkeiten, denen wir manchmal ausgesetzt waren.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sehr schade war, dass ich bei den Ausstellungen nicht dabei sein konnte, aber den Videos und den Arbeiten der anderen Künstler*innen nach zu urteilen, die ich gesehen habe, kann ich gewiss sagen, dass wir das Ziel des Workshops erreicht haben. Was ich von diesem Projekt gelernt habe ist, dass obwohl wir gemeinsam dieselbe Geschichte teilen, wir alle individuell unsere eigene Art zu sprechen gewählt haben. Einige gebrauchen die Feder, um Schmerz, Leid und Stärke auszudrücken, andere gebrauchen Zeichenstifte, um Bilder zu zeichnen, die zeigen, wie dieser Schmerz aussieht, wieder andere benutzen Bewegungen, um darzustellen, wie der Schmerz/das Leid sich bewegt, aber wir alle sprechen und bewegen uns in die Richtung, uns antikoloniale und entkolonialisierte Zukunftsperspektiven vorzustellen.
Ngundya Kandjii ist eine junge Regisseurin, Schauspielerin, Content Creator/Fashion Bloggerin sowie Studentin der Theaterwissenschaft im dritten Jahr an der University of Namibia.