von Caroline Herfert

Der Name Hagenbeck ist eng mit Hamburg verknüpft: Der Tierpark Hagenbeck, der seit fast 125 Jahren existiert, zählt nicht nur zu den heute beliebten und vielbesuchten Sehenswürdigkeiten der Hansestadt, sondern stellt auch einen wichtigen (post-)kolonialen Erinnerungsort in Hamburg dar.

Das Familienunternehmen Hagenbeck, das Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Anfang als Fischhandlung auf St. Pauli nahm und unter Carl Hagenbeck (1844–1913) zu einem ‚global player‘ im Unterhaltungsgeschäft expandierte, erscheint gleichermaßen als außergewöhnlich erfolgreiches Unternehmen seiner Zeit und zugleich als repräsentativen Ausdruck einer Branche, die während und durch die frühe Globalisierung und den Handel mit der kolonialen Welt im großen Stil florierte.

Zu den Geschäftszweigen des sukzessive expandierenden Unternehmens zählten der v.a. internationale Handel mit Tieren, die Organisation und Vermarktung von Menschenschauen, die Gründung von eigenen Zirkusunternehmen, und schließlich der Tierpark, der 1907 in Stellingen eröffnet wurde. Mit seiner gitterlosen Architektur und künstlich angelegten Weltregionen wie einem Nordland-Panorama oder eine japanische Teichanlage suggerierte der Park, Tiere – und auch Gruppen von Menschenschauen – in ihrer vermeintlich natürlichen Umgebung zu zeigen.

Die stolze (Selbst-)Inszenierung des Geschäftsimperiums Hagenbecks wirkt dabei bis heute: Der Erfolg des Unternehmens liegt nicht nur in der Affirmation eines hanseatischen Lokalpatriotismus, sondern nicht zuletzt vor allem in der sinnlichen Erfahrbarmachung fremd erscheinender Vorstellungswelten und deren geschickter Vermarktung als hautnah erlebbare Exotik für breite Publikumsschichten.

Mit seinen zunehmend groß aufgezogenen und aufwendig beworbenen Menschenschauen, die zum Teil auch unter finanzieller Mitwirkung der familiär wie geschäftlich verbundenen Firma Umlauff organisiert wurden, perfektionierte und professionalisierte Carl Hagenbeck ab den 1870ern die Branche, sodass die Erinnerung an die Zurschaustellung von Menschen untrennbar mit dem Namen Hagenbeck verknüpft ist.

Der aktuelle Werbeslogan des Tierparks Hagenbeck – »Hamburgs tierisches Original« – knüpft dabei an die Tradition der geschickten Selbstvermarktung an, die bereits Carl Hagenbeck im ausgehenden 19. Jahrhundert zu betreiben verstand.

Gerade weil die Firma Hagenbeck bis heute operiert, scheint es in Anbetracht der Unternehmensgeschichte und der identitätsstiftenden Funktion als Hamburger Wahrzeichen umso wichtiger, Hagenbecks Imperium auch als wichtigen Erinnerungsort für die Auseinandersetzung mit Hamburgs (post-)kolonialem Erbe kritisch zu betrachten.

Mehr zum Thema finden Sie im Band: Hamburg: Tor zur kolonialen Welt. Erinnerungsorte der (post-)kolonialen Globalisierung.