Im Umgang mit Hamburgs Bismarckdenkmal folgt der nächste Schritt: Die Hansestadt schreibt einen internationalen Ideenwettbewerb zur Kontextualisierung aus (https://shmh.de/bismarck-neu-denken). Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur ordnet Prof. Dr. Jürgen Zimmerer diese Entwicklung kritisch ein, nachdem die Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe bereits 2020/21 eine Gesprächsreihe zum Thema „Bismarck: Lokaler Held, globaler Schurke? Ambivalenzen eines (nationalen) Helden“ veranstaltet hatte. https://kolonialismus.blogs.uni-hamburg.de/category/bismarck-global/
Zimmerer betont, obwohl die unterschiedlichen Perspektiven auf den (Kolonial-)Reichsgründer Bismarck berücksichtigt werden müssten, sei er angesichts sowohl seiner antidemokratischen wie auch kolonialen Politik in vielerlei Hinsicht „nicht mehr ehrungswürdig“. Daher sei die Renovierung des Denkmals schon fragwürdig, „man hätte im Vorfeld diskutieren müssen“, statt einen zweistelligen Millionenbetrag auszugeben. So wäre es auch möglich gewesen, die Statue „verfallen zu lassen“ – der natürliche „Gang der Geschichte“.
Die aktuelle Ausschreibung weise das Problem auf, so Zimmerer weiter, dass sie eine kritische Auseinandersetzung nur „unter sehr engen Rahmenbedingungen“ erlaubt. Mit Denkmalschutz würde begründet, dass an der Statue selbst keine Veränderungen vorgenommen werden dürften. So ergebe sich die „völlig absurde Situation“, dass das Denkmalamt „die Richtlinien vorgibt“ – so sei es nicht möglich, Denkmäler zu brechen. Um der historischen Heroisierung Bismarck etwas entgegenzusetzen, müsse die Distanzierung genauso sichtbar sein wie Denkmal: „Wir brauchen ein Mahnmal“.
Zum Beitrag
In einem weiteren Beitrag kommen Millicent Adjei, Senator Dr. Carsten Brosda und Prof. Dr. Jürgen Zimmerer zum Thema zu Wort: