In einem ausführlichen Interview mit der britischen BBC äußert sich der Leiter der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“, Professor Jürgen Zimmerer, zu Deutschlands Kolonialgeschichte in Afrika und der Entschuldigung des deutschen Präsidenten Steinmeier für koloniale Verbrechen in Tansania. Zimmerer begrüßt die Entschuldigung, betont jedoch, dass diese längst überfällig sei. Er betont, dass dies nur ein Anfang sein könne und eine Entschuldigung etwa für den Völkermord an den Herero und Nama durch den Bundespräsidenten und eine Reise nach Windhuk noch immer ausstehe.

Von der BBC nach seinem Buch „Von Windhuk nach Auschwitz?“ gefragt, erläutert Zimmerer dass zwischen dem Kolonialismus in Afrika und der imperialistischen Eroberungs- und Besatzungspolitik der Nationalsozialisten große Ähnlichkeiten etwa in der Gewaltanwendung bestünde, sowie in der Abwertung des Gegners und der Vorstellung, Raum durch die Kategorie der „Rasse“ zu strukturieren, sei es in Namibia oder im von Deutschland besetzten Russland.

In Bezug auf die Entschädigungszahlungen an Namibia erklärt Zimmerer, dass es entgegen der populären Auffassung keine Reparationen gab, sondern eine Vereinbarung über Entwicklungshilfe, die jedoch von wesentlichen Vertretern der Herero und Nama nicht akzeptiert wurde: „Die ganze Welt denkt, dass Deutschland Reparationen zugestimmt hat, aber man hat es abgelehnt.“

Zimmerer weist darauf hin, dass die deutsche Öffentlichkeit eine Entschuldigung größtenteils begrüßt, bemerkt aber auch einen konservativen „Backlash“, der auf die rechte Diskursverschiebung in Deutschland zurückzuführen ist. Zudem betont er die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen, wie die Einrichtung historischer Kommissionen und von Austauschprogrammen zwischen den betroffenen Ländern und Deutschland.

Zum Beitrag: Focus on Africa – Why are Nigeria’s labour unions striking again? – BBC Sounds