Ist der Beschluss zu ‚substanziellen‘ Restitutionen der Benin Bronzen so bahnbrechend wie von den Beteiligten behauptet? Prof. Dr. Jürgen Zimmerer kritisiert im Interview mit Deutschlandfunk Kultur, SWR 2 und MDR das Vorgehen von Behörden und Museen als zu undurchsichtig. Zum einen sei problematisch, so Zimmerer, dass keine Einbindung der Zivilgesellschaft stattgefunden habe. Statt einer breiten öffentlichen Diskussion handelten Behörden weitgehend alleine, ähnlich wie bei den Entschädigungsverhandlungen um den Genozid an Herero und Nama mit Namibia.

Darüber hinaus blieb die Ankündigung im Ungefähren: Warum gebe es keine klare Aussage, alle geraubten Objekte zu restituieren, was ein „großes symbolisches Zeichen“ hätte darstellen können, fragt Zimmerer weiter. Ebenso fehle ein klares Bekenntnis, „dass Deutschland die Deutungshoheit und die Verfügungshoheit abgibt“ statt den Vorgang vollständig in eigener Kontrolle zu behalten. Sonst bestünde weiterhin ein „Spannungsverhältnis“ zwischen Rückgabe-Rhetorik mit hohen moralischen Ansprüchen und zögernder praktischer Umsetzung.

Zu den Interviews:

https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/rueckgabe-der-benin-bronzen-kein-wendepunkt-der-aufarbeitung-100.html

https://www.deutschlandfunkkultur.de/juergen-zimmerer-ueber-die-benin-bronzen-zeigen-dass.1008.de.html?dram:article_id=496562

https://www.mdr.de/kultur/radio/ipg/audio-benin-bronzen-rueckgabe-100_zc-dc58611d_zs-66ff1cfe.html