NDR 90,3 widmete Hamburgs kolonialem Erbe jüngst ein Kulturjournal Spezial (24.5.2018), das auch als Podcast zum Nachhören verfügbar ist. Der ausführliche Beitrag, in dem u.a. auch Prof. Dr. Jürgen Zimmerer und Kim Sebastian Todzi über die Arbeit der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“, über die Rolle Hamburgs beim Erwerb der Kolonien und damit verknüpfte wirtschaftliche Interessen sprechen, zeigt die unterschiedlichen Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart des (post-)kolonialen Erbes der Hansestadt.

So führt etwa Kim Todzi aus, dass Adolph Woermann die Denkschrift der Handelskammer über die deutschen Interessen in Westafrika 1883 „hauptsächlich zu verantworten hat“, damit aber auch „seine Privatinteressen mit dieser Denkschrift verfolgt hat.“ Der Podcast spannt über die handfesten wirtschaftlichen Interessen am Handel mit der kolonialen Welt und dem darauf gegründeten Reichtum der Hansestadt einen weiten Bogen von Erinnerungsorten im Hamburger Stadtbild, deutscher Kolonialgeschichte und der Rolle des Hamburger Hafens, bis hin zu gegenwärtigen Debatten des adäquaten Umgangs.

Kultursenator Dr. Carsten Brosda, der eine offene Debatte über Hamburgs koloniale Vergangenheit führen will, sieht die Wiederbelebung des Runden Tischs im Dezember 2017 als ein Instrument dazu, „aber wir arbeiten parallel mit der Forschungsstelle von Prof. Zimmerer an der Aufarbeitung, wir arbeiten in den Museen an konkreten neuen Wegen“ des Umgangs mit dem kolonialen Erbe, betont Brosda. In der Sendung erinnert er daran, dass die Aufarbeitung unerlässlich sei und dass „wir auch den Kolonialismus begreifen“ müssen, wenn „wir vernünftig Rahmenbedingungen schaffen wollen, wie wir künftig auf der Welt friedlich und in gutem Ausgleich miteinander eine Vielfalt der Kulturen leben wollen“.

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