„Wir sehen nur die Zeit nach der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten, statt zu sagen, dass es hier Ursache und Wirkung gibt; dass heutige Verhältnisse einen historischen Vorlauf haben“, sagt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer in einem ausführlichen Interview über die Nachwirkungen des Kolonialismus bis in die heutige Zeit. Eine der Hinterlassenschaften sieht er im Versagen der Kolonialmächte, eine starke Zivilgesellschaft hinterlassen zu haben, die als Gegengewicht zu autoritären Entwicklungen hätte dienen können. Dazu käme das Nachwirken kolonialer Vorstellungen und Strukturen:

„Heute sieht man, dass die nicht aufgearbeitete europäische Kolonialgeschichte und das Weiterwirken rassistischer Vorstellungen über Afrika im Grunde Europa hindern, eine Partnerschaft mit dem afrikanischen Kontinent einzugehen“, so Zimmerer.

„Die extrem gewalttätige Geschichte, die der Kolonialismus tatsächlich in fast allen europäischen Kolonien gewesen ist, wird komplett ausgeblendet“, führt Zimmerer aus. Aber die ökonomischen Ungleichheiten, die sich in der Kolonialzeit gebildet haben, seien in Afrika nie beseitigt worden: „Die Strukturen des Welthandels sind ganz und gar ungleich bis heute“, so Zimmerer.

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