Wo liegen die kolonialen Wurzeln der demokratischen Hamburger Universitätsgründung von 1919? Wie Prof. Dr. Jürgen Zimmerer in seinem Beitrag zur Ringvorlesung betonte, ist das Gründungsdatum in der jungen Republik von Zufällen geprägt und daher ein Blick in die Jahrzehnte zuvor notwendig. Werner von Melle und andere Befürworter nutzten 1919 „die Gunst der Stunde“, nachdem schon vor dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Vorgängerinstitutionen etabliert wurden.
Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Finanzierung des Netzes von Vorläuferinstitutionen wie das Allgemeine Vorlesungswesen, aber auch der um 1900 gegründeten Museen. Ihre Mittel stammten zu wesentlichen Teilen aus Stiftungen von Reedern und Großunternehmern, die ihren Reichtum dem Kolonialhandel verdankten, so Alfred Beit, Adolph Woermann und die Gebrüder Lippert. Daher gingen die kolonialen Wurzeln der Universität weit über das 1908 gegründete Kolonialinstitut hinaus, so Zimmerer.