Die Stadt Umdenken_Repenser la ville_
Ein Projekt des Virtuellen Partizipationslabors Postkoloniales Erbe
Autorin: Tania Mancheno
Nach einer langen Pause wird die Interviewsreihe #Repræsentationen fortgesetzt! Das von Dr. Tania Mancheno in Kooperation mit der Forschungsstelle durchgeführte Projekt, in dem über die kolonialen und postkolonialen urbanen Landschaften in Hamburg und in den ehemaligen deutschen Kolonien zusammen mit besonderen Gesprächspartnerinnen und -partnern diskutiert wird, präsentiert ein Interview mit der jungen deutschen Wissenschaftlerin und Aktivistin Meryem Choukri. Nachdem die kamerunische Historikerin Dr. Andela Sylvie Bambona über die verbliebenen Erinnerungsorte in den Städten von Duala und Yaoundé berichtete, erzählt uns Choukri im Interview über ihre Erfahrung in Kamerun im Rahmen ihres Freiwilligendienstes. Sie reflektiert kritisch über Privilegien, Hautfarbe und soziale Mobilität zwischen den sog. „Expats“.
Meryem Choukri ist freie Bildungsvermittlerin mit Schwerpunkten in Empowerment, Antirassismus und Feminismus. 2015 verbrachte sie vier Monate im Südwesten Kameruns im Rahmen eines ASA-Praktikums. Während dieses Aufenthaltes wurde ihr endgültig klar, dass es keine Option für sie ist, in Zukunft in der Entwicklungszusammenarbeit tätig zu sein. Daraufhin wandte sich Choukri verstärkt machtkritischen und postkolonialen Perspektiven zu und studierte in ihrem Master Postcolonial Culture and Global Policy an der Goldsmiths University in London. Seit 2017 wohnt sie in Hamburg und ist auf verschiedenen Weisen aktiv, um die Kolonialgeschichte der Stadt aufzuarbeiten und sie ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Begriffserklärung „Expats“ verfasst von Meryem Choukri:
Abgeleitet vom englischen Begriff „Expatriate” bezeichnet „Expats” meist gut ausgebildete, weiße Menschen die im sogenannten „Globalen Süden“ leben und arbeiten. Heutzutage sind sie oft in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Im Gegensatz zu den meisten nicht-weißen Migrant_innen genießen Expats zahlreiche Privilegien in den Ländern, in denen sie arbeiten. Sie haben Zugang zu Machtpositionen und in der Regel verdienen sie mehr als die nationale Bevölkerung und sogar mehr, als sie in den jeweiligen Herkunftsländern verdienen würden.
Eindrücke aus der Nähe von Limbe. In Kamerun sind Kirchen, Orte, die an die deutsche Kolonialzeit erinnern.
Eindrücke von linguistischen und kommerziellen Verflechtungen zwischen Kamerun und Deutschland. Bafoussam, Kamerun.
Sultanspalast in Foumban, Kamerun. 1917 vom König Ibrahim Mbouombouo Njoya gebaut. Anders als im Interview vermutet, handelt es sich hier nicht um einen deutschen Bau. Der Name Njoya weckt bei Kameruner*innen ganz andere Erinnerungen. König Mbouombouo Njoya kreierte eine eigene Schrift, gründete Schulen, verfasste gar eine Synthese aus Bibel und Koran. Er leistete einen anti-kolonialen Widerstand gegen den deutschen Kolonialismus bis er 1924 von Frankreich entthrontet wurde. Sein Palast dient heute als Museum.
Büste des Sultans El Hadj Njimoluh Seidou Ibrahim Mbouombouo Njoya, der, mit erheblich eingeschränkter Macht als Nachfolge Mbouombouo Njoyas und somit als Sultan des traditionellen Königreiches Bamoun bis 1992 diente. Foumban, Kamerun.