Wissenschaft und Museen haben geliefert, jetzt müsse die Politik reagieren, so Prof. Dr. Jürgen Zimmerer im Deutschlandfunk Kultur über die Debatte um koloniale Objekte in deutschen Sammlungen. Nach vierjähriger Arbeit veröffentlicht der Deutsche Museumsbund die vierte Auflage seines Leitfadens zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, an dem Zimmerer mitwirkte. Der Leitfaden stelle ein wichtiges Hilfsmittel gerade für kleinere, oft unterfinanzierte Museen dar, indem er etwa dafür sensibilisiert, wie umfangreich der Bestand an Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten sei.

Nicht nur aufgrund der schlechten finanziellen Ausstattung seien die Museen in einer schwierigen Situation, so Zimmerer weiter. Staat, Länder und Kommunen verhinderten oft Restitutionen, selbst wenn diese von den Museen gewünscht wären; Probleme würden an Gremien abgeschoben – „Hier muss die Politik nachziehen“ mit einem rechtlichen Rahmen für Restitutionen. Zudem sei eine gesamtgesellschaftliche Debatte erforderlich: „Wollen wir als deutsche Gesellschaft geraubte Objekte in unseren Museen haben – oder nicht? Wenn wir sagen, das wollen wir nicht, dann ist klar, dass wir geraubte Objekte restituieren müssen“. Grundsätzlich müsse deutlich gesagt werden, „dass Kolonialismus ein klar strukturell rassistisches Unrechtssystem ist und alle Aneignungen von Objekten unter kolonialen Bedingungen unter dem Verdacht stehen, unfair, unrechtmäßig oder unter Druck erfolgt zu sein“, was für eine Beweislastumkehr spreche: Es müsse bewiesen werden, dass Objekte rechtmäßig erworben wurden.

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