Ein „Klassiker der Erinnerungsforschung“, so Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, erscheint jetzt nach zwölf Jahren erstmals in deutscher Übersetzung: „Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung“ des UCLA-Professors Michael Rothberg in der Übersetzung von Max Henninger. Die Verzögerung sei ein Zeichen dafür, dass „die deutsche Debatte doch etwas provinziell ist und international hinterherhängt“. Erst die Black Lives Matter-Bewegung sowie die Debatte um Achille Mbembe 2020 hätten größeres Interesse an Rotherbergs Arbeit in Deutschland erzeugt, so Zimmerer im Interview mit Deutschlandfunk Kultur.

„Die Erinnerung an traumatische Kollektiverfahrungen sind keine Opferkonkurrenz, kein Nullsummenspiel.“ Das sei die wichtigste Aussage aus Rothbergs Werk, so Zimmerer weiter. Konkret bestünden „solidarische Erinnerungen“ etwa bezüglich der Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Holocaustgedenken schon in Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Begriff der „Multidirektionale Erinnerungen“ betone Vielfältigkeit und die gegenseitige Ergänzung der der kollektiven Erinnerung und sei daher von großer Bedeutung für das Verständnis der Aufarbeitung der Vergangenheit.

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