Auf „Proseminar-Niveau“ sei die Kritik des NS-Historikers Götz Aly, „ohne Kenntnis des Forschungsstandes und ohne Kenntnis eigentlich auch postkolonialer Theorie“, so Jürgen Zimmerer im Deutschlandfunk Kultur. Anlass war ein früheres Interview Alys (https://www.deutschlandfunkkultur.de/goetz-aly-es-gibt-nichts-das-deckungsgleich-mit-dem.1013.de.html?dram:article_id=500220) über A. Dirk Moses Essay „Der Katechismus der Deutschen“ (https://geschichtedergegenwart.ch/der-katechismus-der-deutschen/) sowie postkoloniale Theorie und vergleichende Genozidforschung im Allgemeinen.

So sei es beispielsweise ein „Strohmann“, postkolonialen Theoretiker*innen vorzuwerfen, sie würden die Singularität des Holocaust leugnen, betont Zimmerer: „Es gibt keinen ernstzunehmenden postkolonialen Historiker, der die Singularität des Holocaust in Frage stellt“. Das bedeute aber nicht, dass jede Vergleichbarkeit verneint werden müsse, „weil wir nur über den Vergleich das Spezifische herausstellen können, sonst ist die Singularität einfach nur ein Postulat“. Dies sei zur Genozidprävention zentral, weil „sonst die Aussage des ‚Nie wieder!‘ gar keinen Sinn macht. Ein einzigartiges Ereignis kann sich ja gar nicht wiederholen.“

Diese Debatte sei von erheblicher Bedeutung, da sie Grundfragen berühre, so Zimmerer: Für die Vertreter*innen eurozentrischer Perspektiven gehe es um eine Darstellung des Westens als „Erfolgsgeschichte“ trotz des Zivilisationsbruchs Holocaust. Die postkoloniale Theorie betone dagegen die „dunkle Unterseite“ der Aufklärung und des europäischen Selbstbildes.

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